Als besonders hilfreich im Alltag der Lagerlogistik erweisen sich sogenannte Regelwerke. Dabei handelt es sich um automatisierte Entscheidungsgrundlagen, die den Anwender unterstützen und reibungslose Abläufe ermöglichen.
Welche Vorteile bieten WMS-Regelwerke?
Entscheidungen werden dann getroffen, wenn es keine festen Vorgaben gibt. Das Problem: Mitarbeiter treffen selten einheitliche Entscheidungen. Vielmehr lassen sie sich von ihren individuellen Erfahrungen leiten und handeln intuitiv. Dadurch unterscheiden sich die Arbeitsprozesse von Kollegin zu Kollege und eine in allen Aspekten konsistente Lagerführung ist schwierig zu erreichen.
Für reproduzierbare Entscheidungen lassen sich automatisierte Regelwerke integrieren, die auf Basis von vorgefertigten Inputkriterien feststehende Anordnungen formulieren. Die Mitarbeiter erhalten damit einen klaren Leitfaden, was die Fehlerquote minimiert und den Zeitaufwand reduziert. Bei genauen Anweisungen seitens des Regelwerks wird nicht einmal lagerspezifisches Vorwissen des Nutzers vorausgesetzt und auch abteilungsfremde Mitarbeiter können flexibel eingesetzt werden.
Was ist das Besondere an den Regelwerken in PSIwms?
Das Warehouse Management System von PSI bietet Regelwerke für einheitliche Lagerabläufe. Dabei zeichnet es sich besonders durch seine durchgängige Konfigurierbarkeit in allen Bereichen aus. Vom Wareneingang über die Einlagerung bis hin zum Auftrag, Routing und Versand: Die PSI-Regelwerke sind in allen Bereichen des Lagers einsetzbar und individuell konfigurierbar.
In den verschiedenen Regelwerken lassen sich Informationen auswerten: Z. B. zu Avisierungen, Aufträgen, Artikeln und verwendeten Lagereinheiten. Sofern in einer Regeltabelle Daten nicht direkt hinterlegt werden können, besteht die Möglichkeit, die spezifischen Daten mittels weiterer Parameter via SQL-Abfragen zu erweitern.
Regeln lassen sich gegeneinander gewichten – ein wichtiges Detail zur Festlegung von Prioritäten. Das tabellenbasierte PSI-Regelwerk wertet die mit Daten angereicherten Regeln gegeneinander aus und sortiert sie nach Priorität. Die Regel mit den meisten Einschränkungen ist dementsprechend die, die als Erstes auf ihre Relevanz geprüft wird. So ist sich der Mitarbeiter stets sicher, auch in Situationen, in der mehrere Regeln aufeinandertreffen, den korrekten Prozess anzuwenden. Gegenseitig blockieren können sich die verschiedenen Regelwerke dabei nicht.
Aus der Praxis: Anwendungsfälle der WMS-Regelwerke
Ein besonders anschaulicher Anwendungsfall für ein WMS-Regelwerk findet sich im Bereich der Einlagerung. Ein Artikel, der auf einer Europalette transportiert wird, wird z.B. grundsätzlich immer im Palettenregal gelagert. Kommt nun der gleiche Artikel in einer Box an, wird er in einem Fachboden gelagert. Diese Vorgabe lässt sich im Regelwerk festlegen. Auch hier werden Sonderfälle problemlos bearbeitet. Ist beispielsweise das Palettenregal komplett gefüllt, kann durch eine nachgelagerte Regel oder eine „Fängerzeile“ eine andere Strategie ausgeführt werden. In dem Beispiel des vollen Palettenregals könnte das System den Mitarbeiter anweisen, alle weiteren Paletten im Blocklager einzulagern. Somit muss der Nutzer auch im Fall von ausgelasteten Regalen keine eigenständigen Entscheidungen treffen, sondern kann sich auf das Regelwerk und die darin enthaltenen Strategien stützen.
Gelegentlich kommt es vor, dass im Regelwerk kein konkreter Treffer erzielt werden kann.
Hierfür besitzt das PSI-Regelwerk eine sogenannte Fängerzeile, die die letzte Zeile eines Regelwerks bildet. Hier werden alle Anfragen aufgefangen, die sich zu keiner bestimmten Regel zuordnen lassen. Tritt dieser Fall auf, so gibt das System dem Mitarbeiter z.B. die Anweisung, das fragliche Produkt in einer Sammelstelle (oder einem „Klärplatz“) zu lagern oder gibt eine Fehlermeldung aus, die durch den Leitstand bearbeitet werden kann.
Die Flexibilität eines WMS-Regelwerks lässt sich auch anhand konkreter Produkte, unabhängig von deren Trägereinheit, gut veranschaulichen. So kann das Unternehmen hochwertige Artikelgruppen, die aus Sicherheitsgründen stets in geschlossenen Bereichen gelagert werden sollen, mit entsprechenden Zusatzinformationen versehen, die in ihrer Priorität über der Trägereinheit stehen. Mit der nötigen Datenanreicherung kann das Regelwerk zum Beispiel zwischen Produktklasse und Trägereinheit unterscheiden und demnach den dafür vorgesehenen Lagerort bestimmen.
Warum Regelwerke zunächst als „anstrengend“ wahrgenommen werden
Obwohl WMS-Regelwerke die Arbeit der Mitarbeiter um ein Vielfaches erleichtern, werden sie in der Konfigurationsphase nicht selten als „anstrengend“ wahrgenommen. Der Grund: Um ein festes Regelwerk für fortlaufende Prozesse zu erstellen, muss das Unternehmen zunächst genau definieren, wie die einzelnen Arbeitsabläufe aussehen sollen. Das ist dementsprechend mit einiger Planung verbunden und wirkt daher auf den ersten Blick wie eine mühselige Arbeit. Doch sorgfältig ausgeführt, wird sich diese Aufgabe schon früh bezahlt machen. Um dem Anwender den Einstieg in die Konfiguration zu erleichtern, damit er den maximalen Nutzen aus dem Konzept ziehen kann, gibt es allgemeine Aspekte, die bei der Erstellung eines WMS-Regelwerks zu beachten sind.
In einem ersten Schritt sollte sich das Unternehmen mit den einzelnen Anwendungsfällen vertraut machen, um diese im PSIwms-Regelwerk konkret definieren zu können. Da das System die jeweiligen Anwendungen nach Prioritäten kategorisiert, ist es im zweiten Schritt wichtig, die definierten Fälle gegeneinander zu gewichten und in der Tabellenfunktion des Regelwerks nach ihrer Relevanz zu ordnen.
Fazit: Weniger Stress und mehr Sicherheit
Sind Mitarbeiter auf sich gestellt, treffen sie intuitive Entscheidungen, die sich voneinander stark unterscheiden und zu fehlerhaften Prozessen führen können.
Das Regelwerk in PSIwms basiert auf einer Tabelle, in der alle Regeln nach Priorität geordnet sind. Im Praxisfall treffen mehrere Regeln aufeinander, wobei die Regel mit der höchsten Priorität schlussendlich angewendet wird.
Das Regelwerk von PSI zeichnet sich durch Überlaufregeln („Fängerzeile“) aus. Wenn einer Abfrage, beispielsweise bei der Einlagerung, keine konkrete Regel zugeordnet werden kann, wird als letzte Regel die Fängerzeile angewendet. In diesem Fall wird der Anwender aufgefordert, das Produkt z.B. an einen Klärplatz zu verbringen.
Die Konfiguration eines WMS-Regelwerks erfordert viel Planungsarbeit. Jede Regel muss vom Unternehmen klar definiert sein und es ist wichtig, diese gegeneinander abzuwägen, um die Prioritäten festzulegen. Wenn das Unternehmen sich in der Konfigurationsphase intensiv mit seinen gewünschten Regeln auseinandersetzt, profitiert es langfristig von einer strukturierten Lagerlogistik.