Es liegt in der Sache: Als geschäftskritische Systeme unterliegen ERP-MES-Lösungen einer besonders genauen, steten Prüfung. Kontinuierlich werden Sie technologisch und funktional weiterentwickelt, wobei sich immer wieder besondere Schwerpunkte abzeichnen. Für das Jahr 2024 haben wir vier Themen ermittelt, die die Themen ERP und MES bestimmen werden: Vereinfachung, Resilienz, Supply Chain Data Management und System-Updates.
1. Vereinfachung (Simplification)
Seit Langem wird über die Komplexität heutiger Softwarelösungen gesprochen. Die Forderung, die Nutzung von Businesslösungen zu vereinfachen, ist nur vernünftig – auch, weil sie aus der Gewöhnung der Anwender an die mittlerweile etablierten Nutzungsszenarien mobiler Devices und Smartphones resultiert. Dieser Forderung wird auch 2024 weiter nachgekommen werden. Ziel ist, Informationen reduziert und kontextsensitiv anzubieten. Das heißt, Anwender sehen ausschließlich auf die konkrete Geschäftssituation zugeschnittene Daten und Informationen und können sich so auf das Wesentliche konzentrieren.
Die Herausforderung besteht folglich darin, komplexe und benötigte Funktionalität in der konkreten Nutzung massiv zu vereinfachen (Simplification). Software-Hersteller wählen hierfür unterschiedliche Ansätze. Ein Weg ist die Automatisierung von Abläufen auf der Basis von Workflows und Entscheidungstabellen. Auf diese Weise lassen sich vorgedachte Prozessvarianten sicher in die Praxis transferieren und gleichzeitig unnötige Abfragen oder Interventionen von Anwendern effizient vermeiden. Dies führt nicht nur zu einer vereinfachten Nutzung, sondern auch zu stabilisierten Abläufen.
In einem nächsten Schritt kann KI die Nutzung von Softwarelösungen weiter vereinfachen. Typische Abläufe und Eingaben werden "gelernt" und den Nutzern bei der Arbeit mit den Softwarelösungen situativ angeboten.
2. Resilienz
Die Steigerung der Resilienz von Unternehmen und Produktionssystemen war und ist von Anfang an ein erklärtes Ziel aller Aktivitäten im Kontext von Industrie 4.0. und zählt auch 2024 zu den Top-Trends in der ERP-MES-Welt.
Hintergrund
Störungen in Produktionsprozessen sind allgegenwärtig, seien es Maschinenausfälle, Lieferverzögerungen oder die herbstlichen Grippewellen, die regelmäßig zur Verringerung des verfügbaren Personals in der Fertigung führen. Ist ein Unternehmen resilient, beugt es Situationen wie diesen durch regelmäßige Präventivmaßnahmen vor bzw. ist auf Ausnahmesituationen gut vorbereitet. Zudem verfügen resiliente Unternehmen vor allem auch über die dynamische Fähigkeit, schnell auf Störungen reagieren und diese erfolgreich aufheben zu können.
Vor diesem Hintergrund wird es in Zukunft darauf ankommen, in den Unternehmen eine Art "Resilienz-by-Design" zu etablieren. Vor allem zwei Zielrichtungen mit dem Fokus auf die Wertschöpfung sind dabei erkennbar:
- die intrinsische Resilienz der Produkte hinsichtlich der Materialien und/oder der unterschiedlichen Gestaltung von Vorprodukten und
- die hohe Variabilität bei der Nutzung eigener oder fremder Produktionstechnologien.
Hieraus wird deutlich, dass Unternehmen den Grundstein für die produktbezogene Resilienz bereits im Engineering legen und ggf. schon hier eine Auswahl alternativer Fertigungsvorschriften oder Baugruppenstrukturen treffen müssen.
3. Supply Chain Data Management
Die vernetzte und global organisierte Industrie und die damit notwendige ganzheitliche Betrachtung der Lieferketten erfordert ein stabiles und verlässliches Datenmanagement. In diesem Kontext ist das Sinnbild von "Daten als neues Öl des 21. Jahrhunderts" entstanden. Dahinter verbirgt sich die Aufgabe, Daten zu finden, zu erschließen und letztendlich zu fördern. Erst dann lassen sich die daraus gewonnen Informationen bewerten und wieder auf die Geschäftsprozesse beziehen. Das Ergebnis: eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und letztlich eine erfolgsversprechende Digitalisierung.
Wesentlich ist die Erkenntnis, dass die Gewinnung der Daten nicht als ein Ereignis zu verstehen ist, sondern einen kontinuierlichen Prozess erfordert, der stets an immer dynamischere Umweltbedingungen anzupassen ist. Das betrifft die Daten selbst als auch die Datenquellen. Rückwärtsgerichtete deskriptive post-mortem Analysen müssen um prädiktive Datenanalysen ergänzt werden (Advanced Analytics & KI). Auf diese Weise können Zustandsvorhersagen der Lieferkette oder des Produktionssystems in seiner Gesamtheit ebenso wie die Simulation von Störungen und die vorausschauende Ableitung von Gegenmaßnahmen die Reaktionsfähigkeit der Wertschöpfungskette erhöhen (Stichwort: Resilienz).
Im Zusammenhang mit Advanced Analytics spielt die Datenhaltung eine gegenüber herkömmlichen BI-Lösungen übergeordnete Rolle. Unternehmen sind vor allem gefordert, die Datensicherheit (Safety und Security gleichermaßen) auf ein neues Niveau zu heben. Data Lakes als Ort der Speicherung und Verarbeitung unternehmenskritischer und potentiell unternehmensübergreifender Daten einer Lieferkette müssen als besonders geschützte Datenräume verstanden werden.
Nachhaltigkeitsmanagement ist ein weiterer Nutzungsaspekt geteilter Daten. Hierzu werden sowohl Daten aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart benötigt. Denn die Planung einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie ist nur mit entsprechenden Vorhersagen möglich. Im Zusammenhang mit der Lieferkette geht es vor allem um Scope-3-Emissionen sowie den Carbon-Footprint der Produkte oder des Unternehmens (PCF, OCF).
4. Systeme aktualisieren (Continuous Updates)
Auch für 2024 gilt: "Never touch a running System" ist kein adäquates Betriebsmodell für hochkritische Anwendungen wie ERP und MES. Es gibt zahlreiche Gründe, warum es darauf ankommt, die Systemlandschaft stets aktuell zu halten. Ein wesentlicher Grund ist z. B. die (angestrebte) Wandlungsfähigkeit der Produktionssysteme. Sie muss sich auch in den dazugehörigen Softwarelösungen widerspiegeln. Hinzu kommt die abzubildende Dynamik der Geschäftsprozesse. Darüber hinaus bringt die notwendige Digitalisierung weitere Anforderungen an Integration von Maschinen und Software mit sich.
Neue Anforderungen an die Produktion benötigen oftmals weitere oder verbesserte Algorithmen zur Planung und Steuerung aller Aktivitäten. Die Prozessintegration und vor allem die Automatisierung der Abläufe haben ein gewaltiges Potential für die Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen. Stabilisieren sie doch die Prozesse und Fehler werden vermieden. Diese Integrationsprojekte bedürfen einer entsprechend ausgestatteten modernen Softwarebasis. Nur so kann die Digitalisierung vorangetrieben werden.
Ein weiterer Vorteil moderner Softwarelösungen sind die gegenüber älteren Legacy-Anwendungen deutlich verbesserten Interaktionsmöglichkeiten der Anwender (Usability bzw. User Experience). Die selbständige Personalisierung der Arbeitsumgebung steigert die Effizienz der Nutzung auch komplexer Anwendungen. Indem Software Anwender mit Workflows unterstützt, lassen sich Unsicherheiten deutlich reduzieren und gleichzeitig die Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung spürbar erhöhen.