Case Study Lürssen steuert Yacht-Bau in neuem ERP-Standard
Die Schiffswerft aus Norddeutschland bildet mit der ERP- und MES-Lösung von PSI komplexe Projektstrukturen ab.
Die jahrzehntelange Erfahrung zahlt sich aus: Die Lürssen-Werft aus Schleswig-Holstein steht bei Käufern von Mega-Yachten seit jeher hoch im Kurs. Den guten Ruf haben sich die Norddeutschen redlich verdient, denn trotz anspruchsvoller Planung und Umsetzung liefert die Werft durchweg Yachten auf höchster Qualitätsstufe aus - und zwar fristgerecht und weltweit. Um dieses auch weiterhin tun zu können, migrierte die Werft auf die neueste Version von PSIpenta/ERP und blieb dabei im Standard.
Über die Lürssen-Kröger Werft GmbH & Co. KG
„Geht nicht, gibt’s nicht“ lautet der Leitgedanke bei der Lürssen-Kröger Werft (Lürssen), der das Familienunternehmen seit seiner Gründung 1875 kontinuierlich neue Maßstäbe im Schiffs- und zunehmend vor allem im Yachtbau setzen lässt. Viele der größten und technologisch anspruchsvollsten Yachten der Welt stammen aus dem Traditionsbetrieb, zu dem heute insgesamt acht Werften zählen.
Etwa drei Jahre Bauzeit braucht es, ehe eine Yacht vom Stapel gelassen wird; knapp zwei Schiffe liefert Lürssen jedes Jahr aus. Mit der „Azzam“ verließ z. B. eine der größten, je gebauten Motoryachten die Werft: Sie misst 181 Meter, wiegt über 13.000 Tonnen und ist gespickt mit hochentwickelter Technologie.
Jeder Kundenwunsch wird von den Lürssen-Ingenieuren umgesetzt - egal, mit welchem Aufwand er verbunden ist.
Herausforderungen
Die Projekt- bzw. Individualfertigungen setzen bei Lürssen vielschichtige Projektstrukturen in der Planung voraus. Vor der Migration auf die neuste PSIpenta-Version war klar: Im neuen System sollten diese möglichst nah am ERP-Standard abgebildet werden. Gleichzeitig sollten einige Nutzungsbesonderheiten umgesetzt werden, etwa die fehlende Ausstellung von Lieferscheinen, eine Warenschnellerfassungsmaske für die schnelle Überführung großer Warenmengen ins Lager oder eine Bestellset-Funktion für Artikelorder mit langen Vorlaufzeiten.
Produktionsmerkmale
- Individualfertigung
- Komplexe Projektstrukturen
- Projektpläne mit bis zu 11.000 Positionen
Ziele von Lürssen
Mit dem Wechsel von der hochangepassten ERP-Version auf die neueste, Java-basierte Version von PSIpenta/ERP wollte das Unternehmen von technologischen und funktionalen Vorteilen profitieren, u. a., um flexibel auf strukturelle Veränderungen reagieren sowie prozessorientierte und damit transparente Projektstrukturen abbilden zu können. Gleichzeitig zielte Lürssen auf die Harmonisierung von Strukturen zwischen Konstruktion und Fertigung sowie auf eine Updatefähigkeit durch eine größtmögliche Umsetzung aller Anforderungen im ERP-Standard.
Die wichtigsten Ziele
- Abbildung von prozessorientierten Projektstrukturen
- Harmonisierung der Strukturen von Konstruktion und Fertigung
- Erhöhung der Prozess- und Projekttransparenz
- ERP-Updatefähigkeit durch größtmögliche Annäherung an den Systemstandard
Lösungsansatz
Dreh- und Angelpunkt der Migration war ein Prozess-Redesign, vor allem, um die bis dato recht autarken Strukturen von Konstruktion und Fertigung stärker miteinander zu verknüpfen. „Konstrukteure sind es gewohnt, in Systemen zu denken“, beschreibt IT-Leiter Lothar Brose die Unterschiede. „Dem gegenüber steht die ablauforientierte Planung der Produktion in verschiedenen Bauphasen – wiederum zusammengefasst in mehrere große Meilensteine.“ Das Modul Projektstrukturen sollte darüber hinaus als zentrales Element installiert werden.
Umsetzung
Um Konstruktion und Fertigung näher miteinander zu verknüpfen, erarbeiten die Konstrukteure heute, mit der neusten ERP-Version, zu den jeweiligen Systemen eine dispositiv nicht wirksame Stückliste, die auch alle weiteren relevanten Informationen enthält. Hierzu zählt insbesondere der Wertefluss für das jeweilige Projekt. Hat ein Konstrukteur eine Stückliste finalisiert, wird sie in die Arbeitsvorbereitung überführt. “Von der linken Seite – das ist bei uns die konstruktive Sicht – zieht sie ein Mitarbeiter per Drag & Drop auf die rechte und damit auf die Produktionsseite – und zwar in eine oder mehrere dispositiv wirksame Stücklisten”, erläutert Brose. Diesen neu erstellten Stücklisten weist die Projektplanung automatisch Arbeitspakete zu, die auch den Zeithorizont für das jeweilige Teil enthalten und taktet diese optimiert ein. Zudem stellt das System eine Beziehung zwischen der linken und rechten Seite her, wodurch bei Änderungen in der Konstruktionssicht auch sofort die erforderlichen Verschiebungen auf der Produktionsseite deutlich werden.
Durch die Nutzung der PSIpenta/Projektstrukturen kann ein Projektplan bis zu 11.000 Positionen umfassen. Hiermit kann Lürssen alle relevanten Planungspositionen abbilden. Über eine Schnittstelle übermittelt das System diese als Arbeitspakete in das Auftragsmanagement. Dabei entstehen automatisch die entsprechenden Fertigungsauftragsstrukturen, inklusive Zeitstrahl und Arbeitspaketnummern. Auf dieser Grundlage steuert Lürssen flexibel und effizient die Fertigung, hat einen Überblick über die Abarbeitungsstände und kann früh auf Ereignisse reagieren.
Ergebnis
Zu 80 Prozent im ERP-Standard
Zu 80 Prozent im Standard statt hochangepasstem System: Lürssen hat das für den Mega-Yacht-Bau hochgesteckte Ziel erreicht. Entscheidend war für den Schiffbauer, dass es trotz des besonderen Umfangs des Projekts vom ersten Tag an vollumfänglich arbeitsfähig war.
Zwar lassen sich die Effekte der ERP-Migration und des Prozess-Redesigns aufgrund der langen Projektlaufzeiten noch nicht in Zahlen ausdrücken. Klar ist aber schon heute, dass das Unternehmen über eine hohe Transparenz aller Prozesse verfügt, dass die Planung und Bestellung von Komponenten deutlich optimiert werden konnten und die Produktion flexibel und effizient steuerbar ist.
- Abbildung aller Anforderungen im ERP-Standardsystem zu 80 Prozent
- Flexible und effiziente Steuerung der Produktion
- Erhöhung der Transparenz über alle Prozesse
- Signifikante Verbesserung von Planung und Bestellung von Komponenten
Fazit
Flexible, präzise und transparente Prozesse trotz hochkomplexer Projektstrukturen im Yachtbau – auf die muss sich Lürssen verlassen können. Mit der Migration auf die neueste Version von PSIpenta/ERP und der Nutzung des Projektmanagements ist dem Unternehmen genau das gelungen. Einen Qualitätssprung erwartet Lürssen auch mit der Einführung der PSIpenta /Industrial App für die Lagerwirtschaft. Ihre Einbindung steht bereits auf der To-do-Liste des IT-Leiters.