Wie können wir Ressourcen nutzen, so dass alle beteiligten Systeme – vor allem unsere Natur und Umwelt – diese dauerhaft verkraften und keinen Schaden nehmen? Wie können wir nachhaltig handeln? Das sind die großen Fragen unserer Zeit, auf die auch die Fertigungsindustrie Antworten finden muss. Orientierung geben bislang unterschiedliche Konzepte, u. a. die Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs), das Indikatorenset der EU-Kommission, die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) sowie Indikatoren einzelner Bundesländer.
Da die zugrundeliegenden Systematiken bei Nachhaltigkeitsbewertungen oft stark voneinander abweichen, ist bislang ein Vergleich der Unternehmen kaum möglich. Dies soll sich spätestens ab 2026 durch die Standardisierung von Kennzahlen ändern. Die Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts als Teil des Lageberichts im Rahmen der regulären Finanzberichterstattung wird dann noch mehr Unternehmen als bisher betreffen.
Prinzipiell gilt schon heute: Unternehmen, die nachhaltiger wirtschaften, sind für den Kapitalmarkt attraktiver. Diese Kennzahlen spielen eine immer wichtigere Rolle bei Finanzierungen und Investitionen, obwohl die EU-Taxonomie, die von einigen Wirtschaftsverbänden als unausgewogen und praxisfern kritisiert wird, die Grundlage bildet.
Klar ist auch, dass die Erfassung aller notwendigen Daten eine effiziente und weit vernetzte IT-Infrastruktur erfordert, die alle relevanten Systeme einbezieht. Als Software für den effizienten Einsatz von Ressourcen und Kapazitäten trifft dies ganz besonders auch auf das ERP-System zu.
Nachhaltigkeit im gesamten Produktlebenszyklus verankern
Um die Energie- und Materialeffizienz weiter zu steigern, müssen Systeme wie ERP, MES oder CRM Unternehmen sowohl technologisch als auch funktional unterstützen. Ein möglicher Ansatz ist die Einführung einer Kreislaufwirtschaft. Um alle relevanten, betrieblichen Prozesse und Zusammenhänge unter Nachhaltigkeitsaspekten zu betrachten und zu optimieren, müssen sowohl interne als auch Daten von Fremdsystemen berücksichtigt und verarbeitet werden.
Lifecycle-Analysen und Zertifizierungen, die nachweisen, dass alle Produkte zur Einsparung von Treibhausgasen beitragen, sind zudem Voraussetzung für den Zugang zu Förderungen oder Finanzierungen.
KI-Verfahren ergänzen ERP-MES-Lösungen
Schon heute werden ERP-MES-Lösungen um intelligente Algorithmen und KI-Verfahren ergänzt, die Umweltaspekte berücksichtigen:
- Mengen bestimmen,
- Termine ermitteln,
- Produktionsreihenfolgen optimieren,
- Überproduktion vermeiden,
- Verschwendung vorbeugen sowie
- Qualität kontrollieren und absichern (Ausschuss reduzieren).
Nachhaltigkeitsbetrachtung der gesamten Lieferkette
Um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens und seiner Produkte vollständig und realistisch bewerten zu können, müssen der CO2-Fußabdruck aller vor- und nachgelagerten Lieferketten betrachtet und durch eine übergeordnete Datenkonsolidierung vereint werden. Erst durch diese ganzheitliche Betrachtung sind Unternehmen in der Lage, die Entwicklung der Nachhaltigkeitskennzahlen bei der Herstellung ihrer Produkte lückenlos zu überwachen und im Zweifelsfall rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Viele Unternehmen haben unabhängig von politischen Debatten und Beschlüssen die Initiative ergriffen und sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt, z. B. zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Dies umfasst sowohl die direkte als auch indirekte Wertschöpfungskette sowie alle Unterstützungsbereiche. Für die Erfassung und Analyse von wertschöpfungsrelevanten Daten, wie zum Beispiel im Materialeinkauf, dem Energieverbrauch während der Auftragsabwicklung sowie bei der Beschaffung von Ausrüstungen und Produktionstechnik, eignet sich das ERP-System besonders gut. Dabei kann es in Kombination mit dem MES-System sowie anderen Systemen, wie z. B. Human Resources, Engineering oder Energie- und Abfallmanagement, genutzt werden.
Um die Nachhaltigkeitsbilanz der gesamten Lieferkette erfassen und prüfen zu können, sollten ERP-Systeme:
- Datenbestände um relevante Dateninhalte zu Nachhaltigkeit ergänzen,
- Schnittstellen zur Extraktion der notwendigen Daten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung anbieten,
- noch präziser Daten zum CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Enderzeugnissen protokollieren sowie
- nachhaltigkeitsbezogene Daten von Vorlieferanten erfassen und selbst den Kunden bereitstellen.
Nachhaltige Wertschöpfung im Fokus
Ressourcen- und umweltfreundliches Handeln ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Fertigungsindustrie ist einerseits gefordert, ihre eigenen Prozesse nachhaltig zu gestalten. Andererseits müssen sich die Unternehmen aber auch auf die Mitwirkung ihrer Lieferanten verlassen können.
Im Fokus der ERP-Anbieter und ihrer Systementwicklung sollten z. B. die produktionsbedingten Treibhausgasemissionen, die Kreislaufwirtschaft und das Abfall-/Ausschussmanagement im Zusammenhang mit der Wertschöpfung stehen.