Unzählige Privatpersonen agieren als Teilnehmer auf dem Energiemarkt, sei es als Stromerzeuger durch Photovoltaikanlagen oder als Stromabnehmer durch die Nutzung von Wallboxen. Diese Vielzahl an Akteuren ist mit Standardlastprofilverfahren nicht mehr prognostizierbar. Der Antragsprozess für den Netzanschluss ist wesentlich anspruchsvoller geworden.
Wie können wir in Zukunft Netzanschlüsse effektiv und effizient realisieren?
Die Antwort liegt in der Verwendung geeigneter Werkzeuge, die eine transparente und reibungslose Netzanschlussverwaltung ermöglichen und dabei die vielfältigen Anforderungen des Energiemarkts im Blick behalten.
Ein vielversprechendes Szenario, welches den kompletten Prozess von der Beantragung eines Netzanschlusses bis zur erfolgreichen Einbindung in das Field Force Management zeigt, wurde z. B. auf der E-world in Essen vorgestellt.
Das Szenario verdeutlicht, wie durch konsequente Digitalisierung eine effiziente Netzanschlussverwaltung gelingen kann, wie Energieversorger den aktuellen Herausforderungen gerecht werden und die Energiewende insgesamt erfolgreich vorangetrieben werden kann.
Das energiepolitische Zieldreieck
Verteilnetzbetreiber und Stadtwerke sehen sich im energiepolitischen Zieldreieck von „Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit” mit Anforderungen konfrontiert, für deren Bewältigung sie in der Vergangenheit ausreichend Zeit hatten. Jetzt müssen Tausende von Anschlussanfragen, der Umgang mit unbekannten Gleichzeitigkeitsfaktoren und die Einführung mehrstufiger Prozesse innerhalb kürzester Zeit bewältigt werden.
Diese Herausforderungen betreffen nicht nur Anlagenbetreiber (Privatpersonen oder Unternehmen), sondern auch Energieversorger, Netzbetreiber und Monteure. Ein konsequenter Weg in die Digitalisierung ist unverzichtbar, um die Aufgaben aller Akteure rechtzeitig und effektiv zu bewältigen. Dies gilt nicht nur für den Energieversorger oder die Netzleitstelle, sondern für alle Bereiche. Ein durchgehender digitaler Prozess von der Beantragung des Netzzugangs über die Realisierung des Netzanschlusses vor Ort bis hin zur Abrechnung der eingespeisten Energie ist unabdingbar.
Das Ausgangsszenario
Eine Privatperson (Anlagenbetreiber) beabsichtigt, eine PV-Anlage auf dem Dach ihres Eigenheims zu installieren. Zu diesem Zweck reicht sie eine Anfrage in Form einer E-Mail oder eines Formulars auf der offiziellen Website des Energieversorgers ein. In der Anfrage gibt sie ihre Adresse, die gewünschte Anschlussleistung sowie den bevorzugten Termin für die Installation mit ein.
Die Akteure
- Der Anlagenbetreiber als Haus- oder Wohnungseigentümer oder ein Unternehmen bzw. den Besitzer eines Unternehmens.
- Der Energieversorger repräsentiert den Netzbetreiber.
- Das Netzplanungs-System optimiert, prüft und beurteilt die Netzkapazität mittels Simulation des zukünftigen Netzzustands für geplante Netzaus- oder -umbaumaßnahmen.
- Das Asset-Management-System dient der wertebasierten Bewirtschaftung des Energienetzes, wobei unter dem Begriff Assets sowohl Netzanlagen wie z. B. Transformatoren oder Wallboxen als auch Mitarbeiter (personelle Ressourcen) und Werkzeuge zu verstehen sind.
- Beim Monteur handelt es sich um einen Angestellten des Netzbetreibers oder eines vom Netzbetreiber beauftragten Unternehmens, der die Einrichtungs- und Instandhaltungsaufgaben vor Ort durchführt.
Der Prozess
- Der Energieversorger prüft die Adresse mit einem Netzplanungs- und Optimierungssystem auf Machbarkeit und erhält eine Rückmeldung in Ampeldarstellung. Je nach Ergebnis übergibt dieses System den Netzanschlusspunkt/die Adresse mit der Information „geprüft (freigegeben)“ über eine geeignete Schnittstelle an das Asset-Management-System. Anschließend wird unter Berücksichtigung des gewünschten Termins ein Auftrag erstellt.
- Bei positiver Rückmeldung - also einer grünen Ampel für die ausreichend vorhandene Netzkapazität - aus dem Netzplanungssystem wird die PV-Anlage am Eigenheim des Anlagenbetreibers an das Netz des Energieversorgers angeschlossen.
- Dafür prüft der Monteur die Verfügbarkeit des Zählers und bestellt diesen, falls nicht vorrätig. Der Zähler wird parametriert, wodurch die Zählerdaten automatisiert an das Asset-Management übermittelt werden.
- Falls der Anlagenbetreiber zusätzlich zur bereits in Betrieb befindlichen Photovoltaik-Anlage auch eine Wallbox nutzen möchte, findet dieser Prozess ebenfalls Anwendung. Möglicherweise ist mit einer zusätzlichen Wallbox die Anschlussleistung (Lastszenario) gemäß Prüfung nicht ausreichend, so dass die Ampel auf gelb oder rot steht und das Lastmanagement nach §14a EnWG über einen zusätzlichen Zählertausch realisiert wird. Reicht auch das nicht aus, ist für die Realisierung und strategische Umsetzung eine Netzausbauplanung durchzuführen.
Webcast "Digitalisierung Netzanschlussprozess" anfordern
Wie sieht dieses Szenario in der Praxis aus? Schauen Sie sich die Aufzeichnung des Webcasts "Digitalisierung Netzanschlussprozess" an, der anhand eines Praxisbeispiels den Ablauf verdeutlicht.
Die Zugangsdaten erhalten Sie auf Anfrage über energie-ee@psi.de. Wir freuen uns, Ihnen detaillierte Einblicke in die Prozessgestaltung des Netzanschlusses zu geben und deren Vorzüge aufzuzeigen.