Dynamik durch Digitalisierung
Der Schlüssel für diese Erfolgsgeschichte liegt auch in der Digitalisierung der verschiedenen Herstellungsbereiche. So sind die Bereiche Engineering, Logistik und Produktion eng und flexibel miteinander verwoben.
Die Notwendigkeit, offen für Neuerungen zu sein, hat man im Unternehmen längst erkannt. „Wir sind mutig, agil und trauen uns auch an die Umsetzung von zukunftsorientierten und erfolgversprechenden Themen, für die es noch kein Handbuch gibt", so Achim Stapf, der Head of Global IT bei GEMÜ. „Dazu zählt zum Beispiel die automatisierte kundenindividuelle Dokumentations- und Zeugniserstellung unserer Produkte. Diese basiert auf einer RFID-Kennzeichnung der entsprechenden Komponenten und deren Serialisierung während des Produktions- und Montageprozesses, die mittels eines eigen entwickelten Lese- und Schreibgerätes erfolgt.“ Das Herzstück der IT-Landschaft ist das ERP-System PSIpenta. Im Zusammenspiel mit ihren adaptiven Erweiterungsmodulen steuert die Software global die verschiedenen Prozesse, wie zum Beispiel die Lagerverwaltung oder die Exportkontrolle und kommuniziert mit anderen MES-Modulen.
Transparente Bedarfs-, Dispositions- und Bestandssituation
Mit dem Modul „Multisite” erfolgt eine präzise Steuerung der Standorte in allen Ländern. Die Datenpflege ist dadurch zentralisiert. Eine kosten- und zeitintensive Bearbeitung in den einzelnen Werken entfällt. „Im internationalen Kontext kommen zum Beispiel die unterschiedlichen gesetzlichen und steuerlichen Anforderungen der verschiedenen Länder zum Tragen, die das ERP-System flexibel abdeckt“, verdeutlicht Stapf.
Gerade auf die angepeilte hundertprozentige Termintreue bei Lieferungen gilt es standortspezifische und globale Daten, wie zum Beispiel das Datum, optimal in Bezug zu setzen.
„Unser Anspruch ist es, schon bei der Auftragserfassung im ERP-System zuverlässige Liefertermine über die Werksgrenzen hinweg ermitteln zu können. Hierfür benötigen wir eine transparente Darstellung der Bedarfs-, Dispositions- und Bestandssituation, und zwar wiederum über Werks- und Landesgrenzen hinaus“, umschreibt Achim Stapf den Ansatz.
Produktionsfeinplanung mit adaptiven Modulen
Adaptive Module ergänzen die Produktionsfeinplanung. Für punktgenaue Terminzusagen kommt z. B. „Capable-to-Promise“ (CTP) zum Einsatz. Hierfür setzt es bei Auftragsbeginn den Bedarf an Ressourcen mit den Lagerkapazitäten und Fertigungsvolumen in ein Verhältnis und sichert die benötigten Bestände. Ein Nebeneffekt: Engpässe werden vermieden und die Auslastung erweitert.
Als Ergänzung identifiziert das Modul „Dynamischer Produktionsabgleich“ (DPA) eventuell auftretende Hindernisse und kritische Wege, die den Terminablauf in Frage stellen könnten.
Das Modul „Selbstregulierende Mechanismen“ (SRM) rundet den Prozess ab, indem es für eine passgenaue Bevorratung und entsprechende Losgrößen sorgt. Es disponiert alle für einen Auftrag in Frage kommenden Parameter und steuert die nötigen Stellgrößen automatisch. "Mittels dieser täglichen Rückstandsauflösung ermittelt PSIpenta kontinuierlich optimierte Reihenfolgen der Fertigungs- und Beschaffungsaufträge. Dabei zielt alles auf die Einhaltung der Liefertermine", so der IT-Experte Stapf.
Zentrale Datenbearbeitung für alle Anwender
Das Resultat zahlt sich für GEMÜ täglich aus. Sämtliche Bereiche des Unternehmens sind miteinander durch das ERP-System verbunden. Ressourcen, wie zum Beispiel Lagerbestände, werden dadurch auf bestimmten geografischen Knotenpunkten gebündelt. Ein Resultat: Alle Auftraggeber in Europa erhalten ihre Lieferungen direkt aus dem deutschen Produktions- und Logistikzentrum.
Dazu Achim Stapf: „Wir sparen auf diese Weise Ressourcen und Aufwände und konnten den Anteil des gebundenen Kapitals verringern. Maßgeblich ist für uns auch die Transparenz in allen Abteilungen, für die das optimierte Zusammenspiel zwischen dem ERP-Kern und den adaptiven Modulen sorgt. Die Daten müssen nicht umständlich in ein gesondertes System übertragen werden. Stattdessen reichern die Informationen aus den integrierten Erweiterungsmodulen die Daten im ERP-Kern automatisch an und stehen unmittelbar allen Anwendern zur Verfügung“.
Benutzerfreundlichkeit verbessert Effizienz
Das nächste Level in seiner digitalen Entwicklung möchten die Baden-Württemberger mit einem Upgrade auf die PSIpenta 9 erreichen. „Die Camunda-Workflow-Engine verspricht schneller und risikoärmer Anpassungen vornehmen zu können. Wir versprechen uns hierdurch deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen“, analysiert Stapf die neue ERP-Version. Darüber hinaus verspricht sie durch PSI-Click-Design zusätzliche Vorteile für die Mitarbeiter.
Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, so ist sich der Head of Global IT sicher: „Die Passgenauigkeit der Oberflächen kombiniert mit KI-basierten Eingabehilfen wird nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch Fehler bei der Dateneingabe vermindern. Das wird sich vor allem auf die Einarbeitung neuer Mitarbeiter auswirken. Gerade Neulinge können schnell und produktiv mit dem System arbeiten“.
Erfolgreich in die Zukunft
Die ERP-Anforderungsliste der global aufgestellten GEMÜ Gruppe ist lang. Mit Hilfe des richtigen ERP-Systems sowie den integrierten Modulen für die adaptive Produktionsplanung und -steuerung wird das Unternehmen diesen hohen Ansprüchen gerecht.
Das System ermöglicht dem Hidden Champion neben durchgängigen Prozessen über Werks- und Landesgrenzen hinaus die notwendige Transparenz. So können fast 100%ige Liefertermintreue gehalten und Ressourcen und Kapazitäten optimal geplant werden. Damit ist das Familienunternehmen bestens gerüstet für ein Fortschreiben seiner Erfolgsgeschichte.
Die GEMÜ-Gruppe gilt im Bereich sterile Prozesse als Weltmarktführer. Dass die Kunden zwischen Standard-Produkten und individuellen Lösungen wählen können, ist für die Produktion mitunter eine Herausforderung. Software-Lösungen sind hier mittlerweile eine echte Stütze: Die Digitalisierung der verschiedenen Herstellungsbereiche ist ein Schlüssel für die Erfolgsgeschichte.
Das Kerngeschäft der GEMÜ-Gruppe ist die Produktion von Ventil-, Mess- und Regelsystemen. Zur Anwendung kommen sie überall dort, wo Dämpfe, Flüssigkeiten oder Gase im Einsatz sind. Das 1964 von Fritz Müller gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Ingelfingen-Criesbach erwirtschaftete 2019 in 50 Ländern einen Umsatz von 330 Mio. Euro und gilt im Bereich sterile Prozesse seit vielen Jahren als Weltmarktführer. An sechs Produktionsstandorten und auf 27 firmeneigene Vertriebsgesellschaften verteilt, beschäftigt es 1900 Mitarbeiter. Allein 1100 davon in Deutschland. Die Kunden kommen aus allen Industriezweigen und können wählen zwischen Standardprodukten oder individuell auf ihre Bedürfnisse entwickelte Lösungen. Dazu gehören etwa Absperrklappen bei der Gefriertrocknung von Arzneimitteln oder Sitzventile in Anlagen für die sterile Reinstdampferzeugung.