PSI Blog

Philadelphia im Stahlfieber: PSI auf der AISTech 2018

22.05.2018 - Industrie 4.0, Produktion

Die weltweit größte Stahlkonferenz fand dieses Jahr auf einer Ausstellungsfläche von 85.000 Quadratmetern in Philadelphias ehemaliger Bahnstation und dem heutigen Pennsylvania Convention Center statt. Auch PSI durfte auf der größten Stahlkonferenz der Welt nicht fehlen. Ein Exkurs in die spannende Stahlwelt Amerikas!

Matt Hemmerkin (NLMK Pennsylvania), Scott Wilson (PSI Metals North America) und Scott Miller (NLMK Pennsylvania) © PSI Metals

Mit 476 Ausstellern und mehr als 550 technischen Präsentationen rund um die Stahlerzeugung, -verarbeitung und –anwendung, erlaubte die AISTech 2018 Einblicke in modernste stahlbezogene Technologien.

So präsentierte Scott Wilson, SalesDirector PSI Metals North America, zusammen mit Scott Miller und Matt Hemmerkin von NLMK Pennsylvania die Funktion der dynamischen Materialanbindung bei NLMK. Die neueste PSImetals „Matcher“-Funktionalität, die zu verbesserten Warmwalzplänen führt, wurde interessiert verfolgt. 

Der Höhepunkt der Veranstaltung 

Höhepunkt der Veranstaltung war die anerkannte Podiumsdiskussion "Town Hall Forum" mit hochkarätiger Besetzung bestehend aus Führungskräften angesehener Unternehmen der Branche. Unter dem Motto "Trump und die Stahltarife - entscheidend oder spaltend" stand das Versprechen des US-Präsidenten Donald Trump, die US-Stahlindustrie durch Zölle auf importierten Stahl, wieder zu beleben.

Die Hall Town Forum Debatte war der Höhepunkt der AISTech 2018 © PSI Metals

Trends 2018

Laut den Branchenexperten seien die wichtigen Trends für 2018:

  • komplexere Kundenwünsche
  • optimierte Produktionsabläufe
  • noch sicherere Arbeitsplätze

Außerdem werde sich das Image der Stahlindustrie einem Wandel unterziehen – weg vom Klischee einer „dreckigen, lauten und schweren“ Branche hin zu einem „emissionsarmen, leisen und sozialen“ Industriezweig!

Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung!
Franz Nawrath, Key Account Manager PSI Metals

Das PSI Team auf der AISTech 2018: Franz Nawrath, Scott Wilson und Detlef Schmitz © PSI Metals

Digitalisierung? Wichtig. Nächste Frage! 

Erstaunlicherweise war die in Europa gehypte und in Amerika angeblich rasch voranschreitende Digitalisierung, insbesondere auf den Ausstellungsständen noch gar nicht präsent vertreten.

„Digitalisierung, oder gar Industrie 4.0 standen nicht im Vordergrund der Veranstaltung“, sagte Franz Nawrath, PSI Metals Key Account Manager. „In Gesprächen habe ich aber festgestellt, dass Interesse da ist. Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung; die Unternehmen haben Geld, wollen Investitionen tätigen und etwas ändern“.

Exkurs: Industrie 4.0

Industrie 4.0 © vege - Fotolia.com & © PSI Metals

Industrie 4.0 ist keine Technologie. Sie ist auch kein Produkt oder Service. Industrie 4.0 ist vielmehr eine Philosophie, eine Einstellung, vielleicht noch ein Aktionsrahmen. Es gibt auch nicht „die“ Industrie 4.0. Vielmehr tut man sich in der Prozessindustrie und noch viel stärker in der Stahlindustrie schwer, viele der Paradigmen und Neuerungen aus den angesehenen Forschungseinrichtungen als solche anzuerkennen bzw. zu übernehmen.

Auch umgekehrt erkennt man durchaus eine latente Berührungsangst des einschlägigen akademischen Bereichs mit der Stahlindustrie aufgrund ihrer prozessspezifischen Besonderheiten. Wechseln sich doch flüssige Prozesse mit stückbasierten Behandlungsschritten ab und dies innerhalb anspruchsvollster physischer Umgebungen in Bezug auf Temperatur oder Druck.

Industrie 4.0 in der Stahlindustrie

Während heute klar ist, dass viele der neuen Konzepte in absehbarer Zeit prozessbedingt nicht anwendbar sind, verfolgt die Stahlindustrie in anderen Bereichen schon lange Konzepte der Industrie 4.0. Qualitätsstahlproduktion wäre heute nur mit enormen Personalaufwand und/oder Materialausschuss möglich, würde man nicht längst auf vertikale (vom ERP über MES bis zur Anlagenautomatisierung) und horizontale (anlagenübergreifende) Integration setzen.

Modellbasierte Prozesssteuerung gibt es in der Stahlproduktion seit Jahrzehnten, gilt es doch schon lange, wertvolle Chargen in schwer zugänglichen Umgebungen chemisch punktgenau herzustellen.

Die Branche weiß um ihre Stärken und hat erkannt, dass sie selbst aktiv werden muss, um die Möglichkeiten von Industrie 4.0 nutzbar zu machen. Sachbücher und branchenfremde Vorträge helfen nur bedingt, Pioniergeist ist gefragt.

Fazit 2018

Das Thema Digitalisierung/Industrie 4.0 scheint aktuell in den USA nicht so dominant zu sein wie in Europa. Die Gründe dafür sind vielfältig: „Die IT-Systeme in den Werken sind oft veraltet und werden den wachsenden Anforderungen sich ständig ändernder Geschäftsprozesse nicht gerecht; die Produzenten merken, dass sie das Thema Digitalisierung ansprechen sollen, haben aber noch nicht die Möglichkeit dazu“, so Nawrath. Die Betonung liegt auf „noch“, denn viele Unternehmen sind gerade dabei, sich neu aufzustellen und die veralteten MES-Systeme auszutauschen.

Am Thema Industrie 4.0 werden auch amerikanische Stahlhersteller nicht vorbeikommen. 

Geheimtipp: Future Steel Forum 2018 in Warschau

Vom 6. bis 7. Juni 2018 findet  in Warschau unter dem Motto "Industrie 4.0 - die Fortsetzung der Geschichte" die diesjährige Stahlkonferenz Future Steel Forum statt. Die Besucher dürfen sich auf die bahnbrechenden Beiträge zu Industrie 4.0 und den damit verbundenen Technologien freuen.

So wird PSI Metals Marketing Director Raffael Binder die Beitragsreihe „Künstliche Intelligenz für Stahl“ moderieren. Heiko Wolf, PSI Metals Future Lab Projektmanager, gibt interessante Einblicke in das Thema "Verwendung von KI-Modellierung für prädiktive Qualität und Routing". Ein Pflichttermin für alle Industrie 4.0-Interessenten weltweit! 

Detlef Schmitz

Director Business Development PSI Metals GmbH

Der Diplom-Ingenieur in Elektrotechnik ist seit fast 30 Jahren in unterschiedlichen Management-Positionen bei PSI tätig. Heute ist er für das Business Development bei PSI Metals zuständig. So interviewt Detlef gerne Kunden und Kollegen und verfasst spannende Artikel zu den Themen Digitalisierung und Industrie 4.0. In seiner Freizeit genießt er die ruhigen Momente beim Segeln an der Nordsee.

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